Vor den Vorhang: Plani

Steckbrief

Interview

Wie bist du dazu gekommen bei der Wikipedia mitzumachen?

Ich bin zur Wikipedia gekommen wie die Allermeisten – auf der Suche nach Informationen bin ich über einen kleinen Tippfehler in einem Artikel gestolpert, wollte diesen korrigieren und bin dann irgendwie „hängengeblieben“. Aus einer Tippfehlerkorrektur wurde eine inhaltliche Verbesserung, aus zahlreichen inhaltlichen Verbesserungen wurden die ersten selbst verfassten Artikel, aus zahlreichen Artikelanfängen schließlich irgendwann größere, besser recherchierte und schließlich auch ausgezeichnete Artikel.

Du warst bereits mehrmals Wikipedian in Residence. Kannst du uns etwas darüber erzählen?

Ein „Wikipedian in Residence“ (WiR) ist ein langjähriger Wikipedia-Autor oder eine Wikipedia-Autorin, der oder die in eine größere Organisation eingeladen wird, um dort eine bestimmte Zeit lang beruflich tätig zu sein. Als WiR hilft man in der Organisation dabei mit, dortige Inhalte unter freier Lizenz zu veröffentlichen, sodass diese in den Wikimedia-Projekten und darüber hinaus genutzt werden können, hält Präsentationen und Schulungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Organisation ab, um diese für die Idee freien Wissens zu begeistern und versucht überhaupt, Verständnis und Aufmerksamkeit für die Ideen freien Wissens und die enzyklopädische Herangehensweise daran zu schaffen. In meinem Fall durfte ich zweimal am Verfassungsgerichtshof und einmal am Vorarlberger Landesarchiv als Wikipedian in Residence tätig sein.

Hat sich deine Mitarbeit im Lauf der Zeit verändert? Und kannst du dich an ein prägendes Wikipedia-Erlebnis erinnern?

Die Art der Mitarbeit entwickelt sich ständig weiter – zum einen tun sich neue Arbeitsgebiete, neue Interessen auch im weiten Feld der Wikipedia-Artikel auf, zum anderen wechselt der eigene Fokus aber auch regelmäßig. So ist man am einen Tag mehr mit der Erstellung eines neuen Artikels beschäftigt, am nächsten Tag eher mit dem Update und Aktualisieren bestehender Artikel und am übernächsten Tag stößt man zufällig auf Quellen, die es möglich machen, bestehende Artikel wesentlich zu erweitern. Was sich aber sicher stark geändert hat, ist, dass seit meiner Wahl zum Wikipedia-Administrator im Jahr 2016 doch ein deutlich größerer Teil als in den vergangenen Jahren in den „Hintergrundbereich“ der Wikipedia, also die kleinen und großen Prozesse, die das Gesamtwerk am Laufen halten, fließt. Auch, dass ich mich nunmehr als Mitglied des Vorstandes von Wikimedia Österreich auch außerhalb der Onlinewelt von Wikipedia für die Projekte und unsere österreichische Community engagiere, hat den Fokus meiner Tätigkeiten deutlich verändert und zu einer anderen Einteilung meiner Freizeit geführt.

Für wie wichtig hältst du den Austausch mit anderen Wikipedianerinnen und Wikipedianern, sei es online oder offline?

Der Austausch der Wikipedianerinnen und Wikipedianer untereinander ist es, was die Wikipedia als Projekt spannend und interessant macht. Nur im gemeinsamen Gespräch können wir Artikelinhalte neutral und hochwertig weiterentwickeln. Niemand von uns ist Einzelkämpferin oder Einzelkämpfer – das zeigt sich gerade auch bei großen Offline-Wikipedia-Events wie der WikiCon oder der Wikimania, die in Jahren, die nicht von einer globalen Pandemie geprägt sind, zu den Höhepunkten des Jahres für die meisten Wikipedianerinnen und Wikipedianer zählen.

Damit du dich noch in 20 Jahren engagierst, müsste sich etwas in der Wikipedia ändern – oder eben nicht?

Die Wikipedia ist ein lebendiges Projekt. Änderungen an diesem Projekt sind gut und sollen auch passieren – aus meiner Sicht müssen diese auch nicht gravierend sein, aber einige „Quality of life improvements“, also (technische) Verbesserungen der Plattform und ihrer Bearbeitbarkeit, wären ganz nett. Außerdem sollte das Projekt sowohl in technischer als auch organisatorischer Hinsicht dringend seine Anschlussfähigkeit an die 20er-Jahre des 21. Jahrhunderts herstellen. Da gibt es definitiv noch einige Herausforderungen zu meistern, denen wir uns alle gemeinsam in den kommenden Jahren zu stellen haben werden. Uns wird also sicher nicht langweilig werden in den nächsten 20 Jahren.

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