Wie es zu unserer neuen Strategie kam

Der Vorstand von Wikimedia Österreich beschloss im September 2025 eine neue Mehrjahresstrategie. Diese soll in den Jahren 2026 bis 2030 eine wichtige Grundlage für unsere Jahresplanungen und Entscheidungen über Aktivitäten bilden. Für die Erarbeitung der Strategie hatten wir uns ein Jahr Zeit genommen.

Vom Luftschloss zu den Zuständigen

Es begann im September 2024 auf einer Klausur unseres Vorstands. Dieser hatte sich erst wenige Wochen zuvor nach der Wahl durch unsere Mitglieder neu konstituiert. Die Vorstandsmitglieder entwickelten Träume und Utopien für die Zukunft von Wikimedia Österreich – und lernten sich bei dieser Gelegenheit besser gegenseitig kennen. Im Anschluss bat der Vorstand unsere erfahrene Expert*innengruppe Organisationsentwicklung (kurz EG Orga), den eigentlichen Strategieprozess zu entwickeln und voranzutreiben.

Der Vorstand wurde laufend informiert und konsultiert. Ihm oblagen direkt die Ausarbeitung sehr grundsätzlicher Entscheidungen, so etwa für den ressourcenbasierten Ansatz und für eine Fokussierung bei der Finanzierungsstrategie. Zudem erstellte er eine SWOT-Analyse mit den gegenwärtigen Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken des Vereins.

Interviews mit Fokus

Die EG Orga entschied sich dafür, eine Fülle an Grundlagen auszuwerten bzw. überhaupt erst zu schaffen, um aus diesem Material letztlich die Strategie zu kondensieren. Eine wichtige Rolle spielten dabei Fokusgruppen-Interviews, für deren Durchführung wir eine externe Wissenschaftlerin beauftragten.

Die Interviewpartner*innen wählten wir auf Basis einer sorgfältigen Bezugsgruppenanalyse aus und luden zu den Interviews Vertreter*innen jener Bezugsgruppen ein, auf die unsere Arbeit großen Einfluss hat oder die umgekehrt einen großen Einfluss auf unsere Arbeit haben. Dazu zählen unsere Spender*innen und Fördermitglieder, Community-Mitglieder mit besonderen Funktionen in der Wikipedia und unsere bezahlten Mitarbeiter*innen, unsere Dachorganisation Wikimedia Foundation und weitere Wikimedia-Vereine im deutschsprachigen Raum sowie schließlich gleichgesinnte österreichische Institutionen und Communities sowie (Kultur-)Partnerorganisationen.

Lesen und verstehen

Unsere jährliche anonyme Community- und Mitglieder-Befragung beinhaltete diesmal die Frage „Stell dir vor, es ist das Jahr 2030, was ist deiner Meinung nach die Kernaufgabe des Vereins Wikimedia Österreich?“ Hier galt es 33 mitunter recht detaillierte Antworten auszuwerten, in denen sich die Vielfalt in unseren Communitys widerspiegelte.

Der deutschsprachige Wikipedia-Zukunftskongress 2024 in Nürnberg, den wir aktiv mitgestaltet hatten, produzierte eine Reihe von Ergebnissen. Hier konnten wir Antworten auf die Fragen „Was wollen wir behalten? Was wollen wir ändern? Wie machen wir weiter?“ einbeziehen. Aus dem Strategieprozess der globalen Wikimedia-Bewegung („Wikimedia 2030“) waren bereits vor fünf Jahren zehn Prinzipien der Strategie der Bewegung hervorgegangen, die ebenfalls berücksichtigt wurden.

Essenzen in der Zielgerade

Neben der Auswertung dieser Grundlagen hatte unsere EG Orga auch ein Auge auf blinde Flecken und wichtige Aspekte, die noch fehlten. Orientierung boten zudem unsere bisherigen Strategien und jene von gleichgesinnten Organisationen wie Creative Commons und Mozilla. Einen Zwischenstandsbericht stellten wir im Juni 2025 bei unserer Mitgliederversammlung vor.

Auf den letzten Metern ging es dann vor allem um das richtige Maß zwischen Präzision und Straffung – denn von Beginn an war eines der Ziele, kein überlanges Dokument zu produzieren. Ein finaler Schliff erfolgte bei einer Vorstandsklausur im September 2025. Das Ergebnis hilft uns nun, über die nächsten Jahre zu planen und zu entscheiden. Und wir bleiben bunt.