Unsere Geschäftsführerin Claudia Garád war auf Auslandsreise – mit einer Prise Nostalgie. Im heutigen Blogbeitrag schreibt sie über ihre Eindrücke bei der FemNetzCon 2025 im schwäbischen Neu-Ulm.

Zwischennutzung Temporärhaus
Ich kenne die Augsburger Straße in Neu-Ulm sehr gut. Vor fast 30 Jahren führte mich mein Schulweg in der Oberstufe regelmäßig an dieser mäßig charmanten Hauptstraße entlang. Vergangenes Wochenende wurde eines der eher unscheinbaren Gebäude dort zu einem jener magischen Orte, wo sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf ein Pläuscherl treffen.

Das Temporärhaus überzeugt vor allem durch dessen Inhalt.
Im Temporärhaus – einem lokalen Community-Raum von Wikimedia Deutschland – fand die heurige FemNetzCon 2025 statt und führte mich so in meiner gegenwärtigen Tätigkeit bei WMAT in die besagte Augsburger Straße, in die weitläufigen Räumlichkeiten eines ehemaligen Sportgeschäfts, das verschiedene Communities der Region jetzt kreativ zwischennutzen.
FemNetzCon: Eine Lieblingsecke im Wikiversum
FemNetz ist ein offenes Netzwerk aus Individuen und Gruppen, die sich für feministische Anliegen rund um die deutschsprachige Wikipedia und ihre Schwesterprojekte engagieren und für mich eine meiner Lieblingsecken im Wikiversum. Einmal im Jahr trifft sich das Netzwerk offline im Rahmen der FemNetzCon.
Als Hauptamtliche bin ich hier eher in der Rolle der Beobachterin und Zuhörerin unterwegs und habe über die Jahre aber auch schon viele wertvolle Kontakte geknüpft, die unsere Projektarbeit bei WMAT bereichert haben. Besonders schön finde ich, dass Österreich durch die Grazer Schreibgruppe TypIn* frauen* schreiben* wiki vom Verein nowa auch einen festen Platz im Netzwerk hat.

Auch in diesem Jahr bot das Event wieder eine gelungene Mischung aus Erfahrungsaustausch, Vernetzung und Peer-Learning. Persönlich habe ich am meisten in einem Workshop gelernt, der sich mit Edit Wars beschäftigte, insbesondere wie diese vermieden werden können. Leserättin, eine der wenigen nicht-männlichen Admins in der deutschsprachigen Wikipedia, gab Einblick in ihre Arbeit und teilte ihre Erkenntnisgewinne niedrigschwellig mit den Teilnehmer*innen.
Diskussion: Konfliktmanagement und Freiwilligen-Burnout
Bei moderierten Diskussionen zum Thema Konfliktmanagement und Freiwilligen-Burnout stellte sich mir die Frage, wie wir Ehrenamtliche, die in zentralen Positionen oder an umstrittenen Themen arbeiten, noch besser unterstützen können. Wikimedia Deutschland (WMDE) hat dafür ein eigenes Team, an das sich Freiwillige wenden können und in der französischsprachigen Community gibt es Hotlines für telefonische und rechtliche Beratung.

Mit Beate Leitermann und ihren Kolleg*innen von WMDE möchten wir dazu in Zukunft in engem Austausch an Ideen und Angeboten für die deutschsprachigen Communities arbeiten, um auch die österreichische Perspektive besser einbringen zu können. Interessante Veranstaltungen für Ehrenamtliche zu dem Themenkomplex gibt es bereits auf regelmäßiger Basis.
Neue Zusammenhänge und Frauen-Netzwerke
Auch aus der inhaltlichen Arbeit gab es spannende Impulse – zum Beispiel wie Wikidata als virtueller Anker für die Arbeit von Frauen in der Botanik wirken kann. Während der Pandemie fand sich eine Gruppe von Frauen im Women Genera Project zusammen und sammelte Datensätze von nach Frauen benannten Pflanzenarten, um auf diese Weise neue Zusammenhänge und Frauen-Netzwerke in der Botanik sichtbar zu machen. Für die Wikipedianer*innen in der Runde eine wahre Schatzkiste für die Artikelarbeit und ein schönes Beispiel dafür, wie sich Projekte und Communities gegenseitig befruchten. Für den Herbst ist schon ein erster gemeinsamer Edit-a-thon zum Thema im Museum für Naturkunde in Berlin geplant.
FemNetzCon Einladung nach Österreich
Und die Zukunft – auch die war wie gesagt mit von der Partie: Wir haben die FemNetzCon nämlich nach Österreich eingeladen, vielleicht schon 2027. Denn im kommenden Jahr ist vermutlich erst mal wieder der Norden an der Reihe.