In Anwesenheit von Bundesministerin Leonore Gewessler, Bürgermeister Michael Ludwig und Stadträtin Veronica Kaup-Hasler vergab Wikimedia Österreich zum zweiten Mal den Österreichischen Preis für Freies Wissen.
Der Österreichische Preis für Freies Wissen würdigt Menschen und Organisationen, die Wissen unter einer freien Lizenz vermitteln. Die Preisverleihung fand am 28. Jänner 2023 am Wiener Ball der Wissenschaften statt.
Eine sechsköpfige Jury aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Medien zeichnete in zwei Kategorien zivilgesellschaftliche Einzelinitiativen sowie besonders engagierte Organisationen aus, die sich um Freies Wissen verdient gemacht haben. Zuvor hatten es fünf Einreichungen auf die Shortlist für den Preis geschafft.
Kategorie „Institution des Jahres 2023“: Wien Museum
Das Wien Museum stellt in seiner wachsenden Online-Sammlung digitalisierte Museumsobjekte über die (Alltags-)Geschichte der Stadt Wien und darüber hinaus zur Verfügung.
Zum Bestand des Museums gehört unter anderem die weltweit größte und vielfältigste Klimt-Sammlung. Die Digitalisate der Objekte werden von ausführlichen Metadaten und einer Farbkarte begleitet und sind als „Open Content“ verfügbar: Knapp 70.000 Objekte mit mehr als 114.000 Bildern werden der Öffentlichkeit unter einer freien Lizenz – CC0 oder CC-BY – zugänglich gemacht. Statt vorgegebener, fixer Narrative laden die zu verschiedenen Themen abrufbaren Bilderalben die Betrachter*innen zur freien Reflexion ein.
Besondere Erwähnung fand in der Jury das benutzerfreundliche Design, das es der Allgemeinheit ermöglicht, schnell und einfach auf diesen unermesslichen Schatz zuzugreifen und ihn weiterzuverwenden. Besonders beeindruckt zeigte sich die Jury außerdem vom Crowdsourcing-Ansatz des Museums: So waren bei der Aktion „2.000 Postkarten“ Menschen eingeladen, Freies Wissen nicht nur zu nutzen, sondern gemeinsam aktiv zu erweitern und die Mitteilungen auf den Postkarten zu transkribieren. Die Mitteilungen wurden dann wieder in die Online-Sammlung eingespielt und stehen jetzt allen Interessierten zur Verfügung. Die Aktion wurde von der Wienbibliothek im Rathaus weiterentwickelt (zu Briefen aus dem Ersten Weltkrieg) – die Zusammenarbeit mit der „Crowd“ ist demnach keine einmalige Aktion, sondern wird kontinuierlich fortgeführt.
Kategorie „Zivilgesellschaftliches Engagement“: Forum Informationsfreiheit
Seit fast einem Jahrzehnt schafft das Forum Informationsfreiheit ein öffentliches Bewusstsein für das Recht auf Zugang zu staatlichen Informationen. Durch Aktivismus, öffentliche Online-Plattformen sowie Anfragen – insbesondere an Behörden und die Politik – fördern die Ehrenamtlichen den freien Zugang zu Daten, Informationen und Wissen. So konnte unter anderem der Eurofighter-Kaufvertrag durch das Forum Informationsfreiheit nach sechs Jahren Rechtsstreit teilweise zugänglich gemacht werden. Damit zieht der Verein rote Linien für die Geheimhaltung zukünftiger Beschaffungen ein.
Die Jury würdigte insbesondere die Rolle der Plattformen, die der Verein betreibt: Auf Parteispenden.at und OffeneVergaben.at macht das Forum Informationsfreiheit zwar öffentlich verfügbare, aber schlecht aufbereitete Daten nachvollzieh- und benutzbar. Die Plattform FragDenStaat.at erlaubt es allen Interessierten – unter anderem Ehrenamtlichen, die diese Informationen für ihre Arbeit in der Wikipedia benötigen – schnell und einfach Anfragen an Behörden einzubringen und auch dran zu bleiben, wenn Fristen verpasst werden.
Die Jurymitglieder
- Martina Oesterreich – Vorstand Wikimedia Österreich
- Heidrun Rosenberg – Vorstand Wikimedia Österreich
- Barbara Wimmer – Journalistin Kurier, Futurezone.at
- Leonhard Dobusch – Professor an der Universität Innsbruck, Verein Wien Wissen
- Stefan Kasberger – Experte für Open Source und Open Science
- Oliver Lehmann – Ballorganisator Ball der Wissenschaften
Der Preis
International ist die Preisverleihung in den Public Domain Month eingebunden, eine internationale Kampagne, die die wichtige Rolle freier Inhalte noch mehr in der öffentlichen Wahrnehmung verankern möchte. Zahlreiche Veranstaltungen auf der ganzen Welt sollen das Potenzial freier Inhalte und ihren Beitrag zu einer modernen Informationsgesellschaft sichtbar machen. Seit Jahrhunderten beflügeln gemeinfreie Werke wie Märchen und Volkslieder die Kreativität von Kunstschaffenden und tragen zur Allgemeinbildung bei. Ohne einen Pool an freien Ideen und Werken wäre unsere Kultur- und Wissenslandschaft um ein Vielfaches ärmer und eintöniger.