Interview: Günther Tschabuschnig

Günther Tschabuschnig

Bundeskanzleramt, IKT Strategie des Bundes

Vom Jurymitglied bei Wiki Loves Monuments zum Ideengeber für das Open Data Portal Österreich: Die Zusammenarbeit mit dem Bundeskanzleramt führte uns 2014 zur Einführung des Open Data Portals für Österreich, einer zentralen Plattform für Nichtregierungsdaten. Dabei handelt es sich um eine Kooperation aus öffentlicher Verwaltung und Open Culture Communities, die weltweit als beispielhaft gilt. Davon hätte man noch vor einigen Jahren niemand zu träumen gewagt – bis auf einen: Günther Tschabuschnig, der im Bundeskanzleramt die IKT Strategie des Bundes mitgestaltet.

Günther, sollte man ein guter Träumer sein, um Zukunftstrategien für Österreichs digitale Zukunft mit zu entwickeln?

Ich halte es da mit einem Zitat, das mein Chef mir mit auf meinen beruflichen Weg gegeben hat: „Menschen mit einer neuen Idee gelten so lange als Spinner, bis sich die Sache durchgesetzt hat.“ (Mark Twain) Insofern muss man schon ganz schön querdenken, wenn man Innovation weitertreiben will. Ob das Träumen bedingt, würde ich nicht unterschreiben, denn wir versuchen in der realen Welt zu leben, auch wenn wir querdenken.

Welche Rolle spielt die “Offenheit” von Daten und Informationen bzw. die “Freiheit” von Wissen in deinen Träumen?

Mein persönlicher Traum ist sicher der, der offenen Gesellschaft in allen Lebenslagen. Ohne Grenzen und ohne Barrieren. Die Grundlage alledem sind Informationen und deren Basis – die Daten. Und diesen Traum, die Daten der Gesellschaft offen und ohne Barrieren darzulegen und mitzuerleben, was die Community für grandiose Projekte daraus macht und wie Kreativität genutzt werden kann, darf ich in die Realität umsetzen – daher liebe ich meine Arbeit.

Inwiefern war deine Rolle als Jurymitglied für Wiki Loves Monuments ein Katalysator für das Open Data Portal Projekt?

Ein essentieller Teil meiner Arbeit ist die Vernetzung der verschiedenen Stakeholder in und um Österreich. Wiki Loves Monuments bietet eine hervorragende Plattform mit Menschen rund um die Thematik “offenes Wissen” in Kontakt zu treten. Aber abgesehen von der Netzwerkkomponente hat das WLM-Projekt aufgezeigt wie homogen und enthusiastisch eine Commuity zusammenarbeiten kann. Jede Jurysitzung gab mir Motivation weiter in die Thematik “Offenes Wissen” einzutauchen.

Was macht Wikimedia Österreich zu einem guten Partner auf der Reise in Österreichs digitale Zukunft?

Wikimedia ist für uns der ideale Intermediär zwischen einer breiten Community, einer hoch professionellen Umgebung und der Verwaltung. In einer digitalen Gesellschaft braucht es neue Form der Kooperation zwischen den Verwaltungen und der Community, in welcher gemeinsame Anliegen abstimmt und gemeinsam definiert werden und somit rasche Ergebnisse in einem Prozess auf gleicher Augenhöhe passieren können. Dabei unterstützt uns Wikimedia Österreich als starker Partner.

Was war dein persönlicher Höhepunkt in der bisherigen Zusammenarbeit?

Jeder Vortrag, wenn aus dem Publikum das positive Feedback kommt, ob der Arbeit, die das Team rund um das Open Data Portal leistet, ist für mich eine Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Mit den richtigen Partnern und einer starken Community. Jener Moment, wenn ein neuer Datensatz publiziert wird und NGOs, NPOs oder auch Firmen ein Stück unseres Wegs gemeinsam mit uns gehen, ist für mich ein Erfolg. Dies und die wirklich sehr gute Zusammenarbeit mit unseren Partnern und jedes Projektmeeting sind regelmäßige Highlights unserer Zusammenarbeit!

Vielen Lesern der Wikipedia ist nicht bewusst, dass es hinter der Website eine Community aus Autoren, Fotografen und Codern gibt oder Wikimedia-Vereine, die diese in ihrer Arbeit unterstützen. Wie würdest du diesen Leuten die Community und die Zusammenarbeit mit ihr in wenigen Worten beschreiben?

Eine digitale Welt braucht Antworten auf die Herausforderungen der Zukunft – doch auf Grund von stetig geringer werdender Ressourcen ist dies nur durch ein konstruktives Miteinander,  bestehend aus einem breiten Portfolio aus Digital Natives, Künstlern, Machern, Umsetzern und Bewahrern möglich.

Danke Wikimedia für die hervorragende Zusammenarbeit und die gemeinsame Gestaltung der digitalen Zukunft Österreichs.

Manfred Werner (Tsui), CC BY-SA 3.0